Gute Nacht, Schalke!

Die Lichter auf Schalke gingen schon vor dem Spiel aus. Passend zur Ruhrpott-Hymne „Glück auf, der Steiger kommt“ knipste die Arena-Regie vor dem Anpfiff die Flutlichter aus. Die Turnhalle in Herne-West in spätherbstlichem Glanze – ein fast schon ansehnliches Bild.

Vielleicht ließ sich die königsblaue Fußballmannschaft jedoch ein bisschen zu sehr von der kuscheligen Atmosphäre anstecken. Schalke legte in den folgenden 45 Minuten zwar los wie die Feuerwehr, vor dem Tor ging für Huntelaar, di Santo und Co. aber nicht viel. Reihenweise verballerten Offensivkräfte der Schalker beste Chancen – oder scheiterten am überragenden Yann Sommer. Und dann, ja dann kam Lars Stindl!

Aber der Reihe nach: Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der eine oder andere Gladbacher Anhänger schon reichlich Blut und Wasser geschwitzt. Das fing am späten Nachmittag bereits auf der Anreise an: Schon ab 15/16 Uhr füllten sich die Bahnhöfe am Niederrhein und im Ruhrpott mit Gladbach-, Schalke- und Dortmund-Anhängern. Dazu der tägliche Wahnsinn des Feierabendverkehrs. Prost Mahlzeit! Auf den Autobahnen das gleiche Bild. Kilometerlange Staus sorgten dafür, dass sich der Gästeblock auf Schalke erst kurz vor dem Anpfiff richtig füllte.

Es braucht auch mal Glück

Vielleicht ahnte der eine oder andere Borusse schon beim Blick auf die Aufstellung, dass der Abend auch aus sportlicher Perspektive zunächst eher zäh verlaufen könnte. Trainer André Schubert rotierte ein wenig und gönnte den zuletzt sichtlich überspielten Stammspielern Mo Dahoud und Fabian Johnson eine Pause. Dazu kam der überraschende Ausfall von Dribbling- und Freistoß-König Raffael. So bekamen Josip Drmic, Thorgan Hazard und Havard Nordtveit ihre Chance.

Zur ersten Halbzeit wollen wir gar nicht viel schreiben. Jeder hat gesehen, dass die Mannschaft nicht gut gespielt hat und das Glück auf ihrer Seite hatte. Das braucht es aber auch mal! Vielleicht sollte sich der eine oder andere Fan dennoch mal Gedanken machen, dass die Truppe in solchen Situationen die absolute Unterstützung des Gästeblocks braucht! Zu oft hielten sich die 6.000 Borussen in Halbzeit eins lieber vornehm zurück anstatt die Truppe anzufeuern. Schade!

Nach 40 Tagen ohne Pflichtspiel für Borussia kann er nicht auf einmal (den voll im Saft stehenden) Raffael 1:1 ersetzen. Drmic braucht Zeit – und die sollten wir ihm geben!

Ein Wort in diesem Zusammenhang auch noch zum Raunen einiger Fans bei den Szenen von Josip Drmic. Ja, Drmic hat unglücklich agiert. Ja, er war nicht gut im Spiel. Aber was erwartet ihr denn? Der Junge wird mit enormen Erwartungen konfrontiert, die alleine schon durch die Ablösesumme gegeben sind. Er hat keine Spielpraxis, musste auf Schalke einen Kaltstart hinlegen. Drmic kann eiskalt sein, wenn er denn das Selbstvertrauen hat. Nach 40 Tagen ohne Pflichtspiel für Borussia kann er nicht auf einmal (den voll im Saft stehenden) Raffael 1:1 ersetzen. Drmic braucht Zeit – und die sollten wir ihm geben!

Die “hochverdiente” Führung als Todesstoß

Aber zurück zum Spielgeschehen: Dass Borussia zur Pause dennoch 1:0 in Führung lag, verdanken wir – so ehrlich müssen wir sein – der Abwehr des FC Schalke, insbesondere Joel Matip. In bester Eistänzer-Manier küsste der Innenverteidiger in der 43. Minute die Grasnarbe. Lars Stindl nutzte den Fauxpas eiskalt aus. Die „hochverdiente“ Führung, gleichzeitig Schalkes Todesstoß.

Denn was unsere Truppe nach diesem Erfolgserlebnis im zweiten Durchgang zeigte, verdient größtes Lob. Mit einfachsten Mitteln dominierte die Fohlenelf demoralisierte Schalker. Verdient: Das 2:0 durch Hazard nach einem klaren Foul-Elfmeter (Gspurning an Stindl). Anschließend hätte Borussia auch die Tore drei, vier oder fünf folgen lassen können/müssen. Irgendwie wurde aber kein Konter wirklich zielführend zu Ende gespielt oder schlecht abgeschlossen. Am Ende hieß es dennoch verdient: 2:0. Sieg. Achtelfinale.

image2(1)

In der zweiten Halbzeit wachte übrigens auch der Gästeblock endlich wieder auf – und offenbarte einmal mehr sein Potenzial. Ergebnistechnisch angetrieben, nahm Borussia auf den Rängen das Heft in die Hand. Besonders überzeugend: Der VfL-Wechselgesang in Halbzeit zwei und die Hey-Mönchengladbach-Hüpfeinlage. In den letzten zehn Minuten entdeckte ein Großteil des Blocks dann auch noch das unfassbare Pöbel-Potenzial! Fast in jedem Gesang wurde nun der Gegner niedergemacht. Einige meinen: Zu viel! Der Autor dieses Berichts meint: Zurecht!

Gute Nacht, Schalke!

Denn mal ehrlich: Wie sich Schalkes Anhang in den beiden Partien in bestimmten Situationen verhalten hat, geht einfach nicht! Zugegeben: In beiden Spielen hat die aktive S04-Szene einen starken Support hingelegt. Sowohl beim Gastspiel im Borussia-Park als auch gestern stimmten Lautstärke, Mitmachquote und Optik. Dennoch: Die „André-Hahn-Gesänge“ gehen einfach nicht! Das hat nichts mehr mit Rivalität oder einer gesunden Portion Schadenfreude zu tun. Das ist peinlich. Punkt! Und wer austeilt, der muss eben auch einstecken können. Patrick Andersson lässt grüßen!

Übrigens ist es irgendwie ja fast schon traurig, wie sich der FC Schalke momentan wieder einmal an einigen Fronten selber das Leben schwer macht.  Tönnies, Heldt, Heidel – wahrscheinlich haben auch die härtesten S04-Fans mittlerweile den Überblick über die Machtverhältnisse am Ernst-Kuzorra-Weg verloren. Dazu eine Mannschaft, die – zumindest in den beiden Spielen gegen uns – maximal 45 Minuten als solche auftrat. Sinnbildlich: Nach Abpfiff der Pokal-Partie muss der Kapitän alleine durchs weite Rund laufen, um den wenigen noch da gebliebenen Fans zu danken. Wenigstens ein ehrlicher Spieler. Gute Nacht, Schalke!

Schalker Verkehrs-Chaos

Zurück zu uns: Mit Abpfiff und Pokal-Erfolg war der Abend für die meisten Borussen natürlich noch längst nicht beendet. Denn ein Besuch auf Schalke wäre kein Besuch auf Schalke ohne das unfassbare Verkehrs-Chaos bei der Abfahrt. Was ist das nur für eine Kack-Organisation? Vor dem Spiel erzählen die „Ordnungshüter“ noch, dass die Busse nicht direkt am Gästeblock sondern „unten“ abfahren würden. Nach dem Spiel wollen sie davon nichts mehr wissen. Katastrophal!

Abgesehen von solchen unwichtigeren Problemen wird uns die Situation unserer Borussia langsam unheimlich. Die Truppe eilt von Sieg zu Sieg, André Schubert sammelt weiter Argumente für sich. Allerdings tun wir alle gut daran, die Situation ganz nüchtern zu betrachten. Denn: So wird es nicht weitergehen! Halten es wir es einfach mit einem Motto eines bekannten Fußballehrer aus der Schweiz: Von Spiel zu Spiel denken – und gucken wo uns die Reise hinführt!

In diesem Sinne: Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin! Zumindest am Samstag!

Fotos zu diesem Beitrag: MitGedacht.

7 Gedanken zu „Gute Nacht, Schalke!

  • 29. Oktober 2015 um 19:07
    Permalink

    Ihr habt tatsächlich so viel Fußballverstand wie Drmic schon gute Spiele gezeigt hat. Ihr habt beide Drecksspiele mehr als glücklich gewonnen und wenn ihr den Schalker Fanblock als Hurensöhne bezeichnet, dann kommt halt was mit Andre Hahn zurück. Ist so, muss man mit leben und braucht man dann auch nicht rumweinen. Und vielleicht sollte man den Elfmeter erst einmal aus einer anderen Perspektive betrachten, anstatt hier aus dem Gästeblöckchen das ganze sinnvoll bewerten zu wollen. Solche zwei verpfiffenen Drecksspiele wollen wir gar nicht gewinnen und haben wir auch gar nicht nötig.

    Antwort
    • 30. Oktober 2015 um 9:34
      Permalink

      Danke fürs Kompliment an den Blog, Drmic hat schon sehr viele gute Spiele gezeigt.

      Gute Nacht Peter 🙂

      Antwort
    • 30. Oktober 2015 um 9:39
      Permalink

      Moin, moin,

      Das die Elfer ziemlich unnötig waren da geb ich dir ja recht, aber wenn du jemand im Strafraum so begrabscht, dann ist das zwangsläufig ein Elfer, da hilft dir auch keine andere Perspektive. Wenn ich bedenke wieviel Elfer BMG schon gegen sich gepfiffen bekommen hat wo ansich noch nicht mal eine Berührung stattgefunden hat kann ich deine Ansicht nur als sehr seltsam bezeichnen

      mfg Sonntag

      Antwort
    • 30. Oktober 2015 um 10:06
      Permalink

      Na dann: Ist ja alles gut und die richtigen haben gewonnen und sind eine Runde weiter im Pokal. Alle sind zufrieden!

      Antwort
  • 30. Oktober 2015 um 10:09
    Permalink

    Den Stress, den K…. mit den Fans mitbringt, bringt Sch… mit der Mannschaft mit. In den vergangenen Jahren ist keine Mannschaft so übertrieben hart aufgetreten wie die Steiger! Jones/Reus; schon vergessen? Und was zum Teufel gibt es an dem Geisen-Peter-Foul zu beschönigen und warum zum Teufel foult dieser ausgeliehene Däne in der 89. Minute beim 0:2 den Tony derart? Da muss doch was in der Hallenluft liegen, das man falsch einatmet, oder? Und wenn ihr es schon nicht nötig habt, gegen uns nicht zu verlieren; man hätte ja wenigstens beim Karnevalsverein gewinnen können, oder auch nicht nötig?

    Antwort
  • 31. Oktober 2015 um 21:05
    Permalink

    Habe die Stellungnahmen von Held und Höheres gesehen. Danach habe ich am Verstand der beiden stark gezweifelt. Wer seinen Fans ein solches Fair play vorlebt, braucht sich über Auswüchse nicht zu wundern.

    Antwort
  • 1. November 2015 um 13:23
    Permalink

    Als alter Gladbach-Fan muss ich auch sagen, dass die Schmäh-Gesänge unserer Fans gegenüber Schalke einfach Sch… waren. Wer sich über das Niveau anderer Fans beschwert, sollte sich an der eigenen Nase fassen und das Nivau halten und keine dummen Revanche-Gesänge von sich geben.
    Trotzdem
    Forza VfL

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert