Irgendwann ist’s gut

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, hat Sepp Herberger gesagt. Wir wandeln den Spruch ab: Nach der EM ist vor der Bundesliga! Mehr denn je sehnen wir uns nach der einzig wahren Liebe zurück, die uns aus dem Dornröschenschlaf EM holt: Borussia. Ein MitGedacht.-Autor rechnet ab.

Als Schiedsrichter Mark Clattenburg am vergangenen Sonntag um kurz nach halb zwölf seine Trillerpfeife betätigte, war es um mich geschehen. Ich atmete einmal tief aus und zeigte die kleine Beckerfaust, die ich einst auf den hiesigen Tennisplätzen erlernte. Doch weit weniger freute ich mich über die Tränen des Sieges von “CR7” oder gar über die der Trauer der “Equipe Tricolore”. Vielmehr erfreute ich mich einfach an dem Gedanken daran, dass diese öde Europameisterschaft weicht und die volle Konzentration auf den Bundesligastart gerichtet sein kann.

Nicht, dass Ihr mich falsch versteht. Ich schau gerne Fußball. Sehr gerne sogar. Alle zwei Jahre, wenn sich die Nationalmannschaften bei Welt- und Europameisterschaften gegenüberstehen, fällt rein theoretisch Weinachten und Ostern auf drei Wochen: Den ganzen Tag kann ich Fußball im TV schauen. Eine Sportsendung jagt die nächste – und auch in den Weiten des Internets stößt man auf einen Wust an schier unersättlichen Clips, Ausschnitten und Videos. Doch dieses Jahr hatte es eine andere Dimension, dieses Jahr hat es einfach irgendwann gereicht.

Mich nerven Leute, die glauben, Fußball finde nur alle zwei Jahre statt. Leute, die auf einmal den Begriff “Packing” nicht mehr allein auf den Schmuddelseiten ihres Vertrauens in die Suchmaske eintippen, sondern die plötzlich großspurig über das „ach ja so neue Tool zur Analyse von überspielten gegnerischen Spielern“ referieren. Mich nerven Leute, die sich Deutschland-Trikots anziehen oder Flaggen mit schwarz-goldenem-Interieur um den Hals binden und die dann auf Fanmeilen pilgern. Das sind für mich keine Fans. Fans pilgern samstags zu dem Club ihres Herzens und tragen die Trikots und Farben ihres Vereins, nicht die ihres Landes. Doch damit ist nun auch genug. Ab jetzt wird alles gut!

Es liegen wieder glorreiche Wochen vor uns. Langsam läuft die Vorbereitung auf die neue Saison an. Testspiele, Trainingslager, ein bisschen fachsimpeln und beobachten. Anfang August können wir uns dann schon einmal mit einer Prise Zweitliga-Fußball einstimmen. Außerdem wird unserer Borussia ein Qualifikations-Gegner für die Champions-League zugelost – damit beginnt auch schon wieder das Reisefieber. Im Anschluss führt uns der DFB-Pokal in den hohen Norden, ein kleiner, schöner Wochenendausflug. Und dann kommt Saisonauftakt auch schon Bayer Leverkusen.

Das ist wahrer Fußball. Endlich wieder. Endlich müssen wir nicht mehr irgendwelche Intros von David Guetta ertragen. Endlich dürfen wir wieder die Elf vom Niederrhein brüllen. Und dem einzigen Jingle, dem wir lauschen möchten ist der von Scooter – und nicht Seven Nation Army. Endlich haben wir nicht mehr den UEFA-gewollten Event-Fußball sondern stehen selber in Kurven, die uns gehören. Klatschpappen weichen wieder Doppelhaltern. Sitzplatzschalen räumen ihren Platz für Wellenbrecher.

Auch wenn viele jetzt vielleicht denken mögen „Ach, was stellen die sich denn jetzt so an. Die schauen doch selber die Europameisterschaft“: Ja, das tun wir! Aber wie gesagt: Irgendwann ist es einfach mal gut. Irgendwann brauchen wir die schwarz-rot-goldenen Eventies und Möchtegern-Fußballexperten nicht mehr. Irgendwann wollen wir einfach wieder unserer Leidenschaft nachgehen. Unserem Sport. Unserer Liebe. Und die heißt Borussia.

3 Gedanken zu „Irgendwann ist’s gut

  • 14. Juli 2016 um 9:19
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    Und wenn man ehrlich ist,waren die Spiele nicht gerade berauschend!
    Jetzt wissen wir,was für geile Spiele unsere Manschaft gemacht hat.
    Was ich aus der EM mitnehme:Nicht so schnell meckern,wenns nicht so gut läuft!

    Antwort
  • 14. Juli 2016 um 9:24
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    Genau so ist es. Das eine ist nur Fußball das andere Borussia!

    Antwort

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