Körner zusammenkratzen, maximal punkten!

Nach dem späten K.O. in der Europa League erlebt Borussia auch gegen den VfL Wolfsburg einen Last-Minute-Blackout. Die aufkommende Unruhe im Umfeld hat die Mannschaft nicht verdient. Zumal es nicht leichter wird!

Ja, der Frust saß auch bei uns tief: Sonntag, Montag und auch heute noch ärgert uns das späte 1:2 beim VfL Wolfsburg. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen verliert Borussia ein Spiel in den letzten Spielminuten. Absolut unnötig! Leider gehört aber zur ganzen Wahrheit auch folgendes Eingeständnis: Die Niederlage gegen den VfL Wolfsburg war verdient! Weil Borussia nicht die Tugenden auf den Platz gebracht hat, für die sie in der jüngeren Vergangenheit (zurecht) gelobt wurde. 

In den letzten Stunden und Tagen wurde viel diskutiert und geschrieben: Sicherlich, die Entscheidung der Videoschiedsrichter, den 1:0-Führungstreffer der Wolfsburger nicht zu überprüfen, war falsch. Beim 2:1 kann man darüber hinaus sicher trefflich über ein „gefährliches Spiel“ streiten. Und auch die anschließende Berichterstattung des in Deutschland (noch) führenden Pay-TV-Senders kann man kritisieren. Aber ehrlich: Hätte Borussia ohne das 0:1 überhaupt den Druck nach vorne entwickelt? Hätten wir uns alle andersrum nicht über ein „gefährliches Spiel“ aufgeregt? Und ist es nicht immer so, dass Sportjournalistinnen und Journalisten zu viel in schwarz/weiß denken? Wir finden: Das sind alles unnötige Nebenkriegsschauplätze, die unseren Klub und uns Fans null weiterbringen!

Kein Vorwurf ans Team

Viel wichtiger sollte die Erkenntnis sein, dass Borussia gegen den VfL Wolfsburg – wie auch schon ein paar Tage zuvor gegen Istanbul – einfach nicht gut gespielt. Vor allem unser spielerisches Epizentrum, das zentrale Mittelfeld, ließ jegliche Leidenschaft, Leichtigkeit und Lässigkeit der letzten Wochen vermissen. Jonas Hofmann erklärte nach der Partie, es habe sich „auf dem Platz irgendwie anders angefühlt als zuletzt“. Das merkte der Zuschauer sofort. Kein geordnetes Spiel nach vorne, wenig Zug zum Tor, kaum kreative Momente im Spielaufbau. Wolfsburg dagegen präsentierte sich willensstark, mutig und frech. Das machte am Sonntag den Unterschied aus.

Jetzt sind wir natürlich die Letzten, die der Mannschaft irgendeinen Vorwurf machen würden – zumal nach einem derart bitteren Moment wie dem vergangenen Donnerstag, der dem Team ganz sicher in den Knochen steckte. Zumal die Jungs uns eine überragende Hinrunde beschert haben. Mit 31 Punkten nach 15 Spieltagen hat Borussia sogar noch realistische Chancen auf die Herbstmeisterschaft. Das ist alles gut und wunderbar. Doch klar ist auch: Um noch ein paar Pünktchen mehr zu holen, müssen Marco Rose und seine Truppe in den zwei anstehenden Partien gegen Paderborn und die Berliner Hertha noch einmal eine Schippe drauf legen.    

Das berühmte „Glück des Tüchtigen“

Das wissen Rose und Co. sicherlich! Schon mehrfach in dieser Saison erarbeitete sich Borussia das berüchtigte „Glück des Tüchtigen“. Weil die Arbeit und der Wille auf dem Platz in den letzten beiden Spielen eher von den Gegnern ausgingen, musste sich unsere Truppe geschlagen geben. Kommt die Einstellung zurück, wird Borussia sicher wieder maximal punkten. Dazu bedarf es aber auch der Unterstützung von allen Fans und kein Hadern oder etwaige Meckereien. 

Zumal die Partie gegen den SC Paderborn sicherlich nicht einfach wird, wie es sich viele Borussinnen und Borussen ausmalen. Zwar rangiert die Truppe von Steffen Baumgart zurecht (mit gerade mal zwei Siegen und drei Unentschieden) auf dem letzten Tabellenplatz. Die durchaus mutige Spielweise erinnert aber keinesfalls an einen klassischen Absteiger. Im Gegenteil: Paderborn läuft früh an, spielt aktiv und verwickelt den Gegner auf dem Platz fast überall in hitzige Zweikämpfe. Eine Spielweise, mit der Borussia zuletzt so ihre Probleme hatte. Es wird – um es in den Worten eines Ex-Trainers zu sagen – „sehr sehr schwer“ am Mittwoch!

Deshalb hoffen wir, dass im Borussia-Park so kurz vor Weihnachten keine überzogene Erwartungshaltung herrscht. Die Mannschaft braucht dringend unsere Unterstützung. Diese Hinrunde hat sicherlich Kraft gekostet, irgendwie müssen wir alle zusammen die letzten Körner zusammenkratzen. In diesem Sinne: Glühwein oder Bierchen kaufen, Stimme ölen und dann Vollgas! Holen wir uns den letzten Heim-Dreier des Jahres!  

Foto zu diesem Beitrag: Uwe Kraft / AFP / Getty Images

2 Gedanken zu „Körner zusammenkratzen, maximal punkten!

  • 17. Dezember 2019 um 16:15
    Permalink

    Alles richtig. Aber: Hofmann meint, es hätte sich auf dem Platz anders angefühlt, als zuletzt. Genau. Es hat vor allem anders ausgesehen, was Hofmann insgesamt und Strobl defensiv abgeliefert haben. Hecking reloaded- so sah das aus. Und die zwei Hauptprotagonisten waren Strobl und Hofmann. Die meisten Borussenfans trauten ihren Augen nicht, als die Aufstellung kam. Rose und Co. werden es gesehen haben und entsprechend reagieren. Zumal Zakaria wieder darf. Schon 31 Punkte sind geil. Jetzt noch 3 bis 4 dazu. Dann Weihnachten. Und Pause. Und dann Kaderausdünnung. Die obengenannten fallen einem als erstes ein.

    Antwort
  • 17. Dezember 2019 um 17:46
    Permalink

    Das Spiel am vergangenen Sonntag hat vor allen Dingen eins gezeigt, nämlich wie eminent wichtig Denis Zakaria für diese Mannschaft ist. Fehlt er, dann ist Sand im Getriebe. Man kann wirklich nur hoffen, dass es Max schon sehr bald gelingt, ihn langfristig an den Verein zu binden. Die hin und wieder zu hörende Meinung man könnte Zakaria ja gegen Xhaka eintauschen ist so lächerlich, dass ich sie gar nicht weiter kommentiere.

    Die Mannschaft ist körperlich am Anschlag, zweifelsohne. Hoffentlich findet sie bereits morgen in die Erfolgsspur zurück. Zumindest in der Rückrunde wird es dann aber keine Ausreden mehr geben können, was die Physis angeht. Dafür hat man leider selber gesorgt.

    Und noch ein Wort zum Schiedsrichter, dessen Leistung äusserst schwach war. Hätte er von Anfang an konsequent die übertriebene Härte der Wolfsburger bestraft, hätte das Spiel einen ganz anderen Charakter und wahrscheinlich auch Sieger bekommen.

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert