Neuausrichtung auf dem Prüfstand

Borussia Mönchengladbach startet gegen Schalke 04 in die Rückrunde. Nach der Neuausrichtung im Sommer spielte die Mannschaft eine extrem starke Hinrunde. Neben der überragenden Tabellensituation überzeugte die Fohlenelf mit ihrer Spielweise. Doch vor allem die kommende Rückrunde wird zeigen, wie nachhaltig die angestoßenen Veränderungen sind. 

Wir erinnern uns an die vergangene Saison: Wie es der Zufall will, war ausgerechnet das Auswärtsspiel beim FC Schalke, unserem kommenden Gegner, der Wendepunkt einer bis dahin starken Spielzeit. Nach einem 2:0 bei in der Krise steckenden Schalkern stand Borussia Mönchengladbach am 20. Spieltag mit 42 Punkten auf Platz 2, punktgleich mit dem FC Bayern. Um dieses Ergebnis zu toppen, wären in diesem Jahr neben einem Heimsieg gegen wiedererstarkte Mainzer Auswärtssiege auf Schalke und beim Tabellenführer in Leipzig notwendig. Mit anderen Worten: ein äußerst schwieriges Unterfangen. 

Doch was nach diesem 20. Spieltag folgte, wissen wohl noch alle rund um den Borussia-Park: Auf eine starke ersten Halbzeit ohne Tor, folgte eine deutliche 0:3-Heimpleite gegen Hertha BSC. Im Anschluss gab es lethargische Auftritte, die den kontinuierliche Verlust des aufgebauten Selbstvertrauens bedeuteten. Aus den 14 Spielen holte die Mannschaft nur noch 13 Punkte. Mit der Bilanz eines Absteigers rettete sie sich in die Europa League. 

Der Einbruch führt zu Eberls strategischer Entscheidung

Vor allem aber die Spielweise sorgte bei den Verantwortlichen für ein Umdenken, das den Verein langfristig verändern sollte. Mitten in der kritischen Phase wurde öffentlich, dass Dieter Hecking in der neuen Saison durch Marco Rose abgelöst werden sollte. Ziel war es, der Mannschaft eine andere Spielweise zu implementieren: Vom Ballbesitz-Fußball mit Vertrauen in die individuelle Qualität hin zu einem modernen Mix aus Pressing und Ballbesitz. Das alles mit einer neuen Ansprache durch eine gehypte Trainerhoffnung. 

Und tatsächlich gelang diese Umstellung eindrucksvoll: Nach einigem Spielglück in den ersten Wochen überzeugte die Mannschaft mit Einsatz, Leidenschaft und taktischer Variabilität. Abgesehen von den schwachen Auftritten in der Europa League machten Spiele unserer Borussia endlich wieder Spaß. 

Hinrunde und Vorbereitung machen Hoffnung

Und genau diese Entwicklung lässt uns daran glauben, dass der Borussia in diesem Jahr nicht erneut die Luft in der Rückrunde ausgeht. Selbst wenn wir nach 20 Spieltagen weniger Punkte haben als im letzten Jahr, sind wir überzeugt davon, dass Borussia bis zum Ende bei der Vergabe der Champions-League Plätze ein Wörtchen mitreden kann.

Bestätigt wurden diese Eindrücke im Trainingslager: Nach einem misslungenen ersten Test gab es gegen den SC Freiburg, einem der Gewinner der Hinrunde, zwei überzeugende Siege. Die Stimmung im sonnigen Spanien war gut: Spieler lobten das Trainerteam, betonten aber gleichzeitig, dass bisher noch nichts erreicht ist. Es scheint, als sei die Mannschaft heiß auf die Rückrunde. Zudem gab es zwei weitere positive Nebeneffekte. Bis auf Bensebaini, der kurzfristig aufgrund einer Muskelverletzung mehrere Wochen fehlen wird, geht die Mannschaft weitgehend verletzungsfrei in die Rückserie. Im Gegenteil: Mit Mamadou Doucouré könnte in der Rückrunde gar ein emotionales Debüt bevorstehen. Ein gefühlter Neuzugang. Zusätzlich wurden für Talente wie Andreas Poulsen Julio Villalba und Jordan Beyer, allesamt Opfer der neuen Breite im Kader, Leihvereine mit der Aussicht auf Spielpraxis gefunden. 

Rückrunde als Chance einer nachhaltigen Neuausrichtung

Ganz nebenbei betonten einige Spieler, dass sie sich vorstellen könnten, mit Borussia gemeinsam den nächsten Schritt zu machen und langfristig zu bleiben. Die Krönung wäre wohl die erfolgreiche Verlängerung des Stars der Hinrunde: Denis Zakaria. Wir sind gespannt, was Max Eberl in der Rückrunde noch aus dem Ärmel zaubert.

Genug der Lobeshymnen – was zählt ist auf dem Platz. Und dort startet Borussia Mönchengladbach gegen Schalke 04 in die Rückrunde. Nun gilt es, quasi von vorne anzufangen, den Schwung der überzeugenden Hinrunde aber dennoch mitzunehmen, ohne abzuheben. Der Erfolgshunger muss gleich im ersten Spiel auf Schalke deutlich werden. Aber auch wenn ein positiver Start wichtig für das Selbstvertrauen ist, bedeutet das noch lange nichts für die Endplatzierung. Wir haben letztes Jahr gelernt, dass kein noch so guter Start in die Rückserie eine Garantie für eine gute zweite Saisonhälfte ist.

Vielmehr wird diese Rückrunde zeigen, wie sehr die Mannschaft die neue Spielidee verinnerlicht hat. Es wird sich zeigen, ob sie weiterhin begeisternden Fußball spielen kann, der den eingeschläferten Borussia-Park wieder aufgeweckt hat. Es wird sich auch zeigen, ob Max Eberl bereits erste Früchte für seine Neuausrichtung des Vereins ernten kann. Vor allem aber wird sich zeigen, ob wir auch nächste Saison wieder mit der Raute durch Europa reisen können. Wir sind uns sicher, dass die Mannschaft das packt und bereit, sie dabei auch in der Rückrunde zu unterstützen! Den Kredit haben sie sich in der Hinrunde auf jeden Fall verdient!

Foto zu diesem Beitrag: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images

6 Gedanken zu „Neuausrichtung auf dem Prüfstand

  • 16. Januar 2020 um 4:13
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    In der Tat. Sie haben sich den Kredit verdient. Und ich bin überzeugt davon, dass sie ihn zurückzahlen werden. Die erste Rate wird Freitag fällig.

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  • 17. Januar 2020 um 22:36
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    Keine erste Rate. Stattdessen? Die Einen werden jetzt sagen, shit happens. Alles im Lot. Ich sehe das leider nicht so. Das war ein ziemlich mieses Bundesligaspiel, welches zeitweise an D-Jugend Fußball erinnerte. Wer hat den Ball? Alle hinterher. Das gilt im Übrigen für beide Mannschaften. Nix für Ungut. Aber das war eklatant ernüchternd. Null Chancen in 90 Minuten mit der vollen Kapelle? So wird das nix.

    Antwort
  • 18. Januar 2020 um 18:04
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    Einspruch DocMa: Wir haben überhaupt kein mieses Spiel gestern Abend gesehen. Ganz im Gegenteil: Das Spiel war sogar sehr aufschlussreich. Die eine Mannschaft wollte von der ersten Sekunde an unbedingt den Sieg, die Andere wäre mit einem Unentschieden zufrieden gewesen (jedenfalls spielte man so). Und dann ist es gekommen, wie es kommen musste . Unsere Mannschaft hat sich wieder einmal extrem schwer getan, gegen einen Gegner, der sofort anläuft, der hoch steht und der ein hartes Pressing zeigt. Genau dieses Problem kannte man aber aus der Hinrunde und von Seiten der Mannschaft und des Trainerstabs hat man anscheinend in der Winterpause nichts unternommen um Lösungsmöglichkeiten oder Alternativen zu entwickeln. Meine Kritik an unserem Team würde weniger harsch ausfallen, wenn uns Schalke mit einer nicht vorhersehbaren taktischen Meisterleistung überrascht hätte. Dem war aber genau nicht so. Schalke hat sein Pressing aus der Vorrunde nur noch etwas weiter verfeinert. Also definitiv keine Überraschung.

    Man könnte jetzt noch weitermachen:
    Warum konnte man nicht aus einem einzigen Standard eine Gefahrensituation kreieren?
    Warum kommt ein Laszlo Benes nicht zum Einsatz?
    Warum enttäuscht ein Breel Embolo ausgerechnet an dem Ort, an dem er Jahre lang gespielt hat? Gerade hier hätte man von ihm eine tolle Leistung erwartet.
    Warum ist ein Lars Stindl nur noch ein Schatten seiner selbst?
    usw. usw.

    Fragen über Fragen, auf die Marco Rose hoffentlich sehr bald Antworten finden wird. Ansonsten wird das mit der Champions League wieder nichts.

    Antwort
    • 20. Januar 2020 um 9:57
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      Der Fall ins Mittelmaß wird kommen.
      Da war am Freitag wieder einmal vorraus zu sehen.
      Ich frage mich nur immer, was machen die beim Training ??
      Schöne Woche noch !!

      Antwort
  • 20. Januar 2020 um 19:01
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    Wir haben am Freitag auf Schalke verloren und wahrhaftig kein berauschendes Spiel abgeliefert.

    Aber muss man jetzt wieder alles in Frage stellen? Ist jetzt wieder alles schlecht, was vorher gut war?

    Es wird wahrscheinlich nicht unsere letzte Niederlage in dieser Saison gewesen sein. Fängt jetzt bei jedem schwächeren Spiel wieder die ganze Diskussion an, warum hat dieser nicht gespielt, und warum hat dafür jener gespielt? Warum wurde in der Winterpause nicht nachgelegt? Usw.

    Lasst uns doch mal die nächsten Wochen abwarten.

    Antwort

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