Sicheres Polster – oder rascher Absturz?

André Schubert wirkte entspannt. In seinem knatschgrünen Pulli saß Borussias Cheftrainer am Dienstagmittag auf der Pressekonferenz im Borussia-Park und plauderte über das vergangene Wochenende. 2:2 beim FC Augsburg – viele Anhänger und Experten bezeichneten den Punktgewinn als glücklich. Schubert will da nur bedingt mitgehen: „Ich höre immer, dass die Mannschaften wie wir da oben nicht richtig wollen. Das liegt aber an der unglaublichen Qualität der Bundesliga. Wir haben zwei Top-Mannschaften vorweg. Dahinter kann aber jeder jeden schlagen. Die Bundesliga ist unfassbar eng.“

Der Blick auf die Tabelle gibt Borussias Übungsleiter Recht. Gerade einmal zehn Punkte trennen den Tabellendritten (Hertha BSC, 39 Punkte) vom –Zehnten (1. FC Köln, 29). In dieser Konstellation genießt die Fohlenelf im Grunde eine überragende Ausgangssituation: Sie rangiert mit 36 Punkten auf Tabellenplatz vier – einem Platz, der die Teilnahme am internationale Geschäft garantiert.

„Wahnsinnig viele Sprints“

Eigentlich alles paletti. Eigentlich! Denn der Trend zeigte zuletzt eher nach unten als nach oben. Aus den letzten sechs Spielen stehen nur zwei Siege zu Buche. Dass die Fohlenelf dabei mit Bremen, Hamburg und Augsburg auf drei Mannschaften aus dem Tabellenkeller traf, hübscht die Statistik nicht unbedingt auf. Die Mannschaft muss endlich wieder zur Konstanz zurückfinden. Nur dann kann die überragende Ausgangssituation am Saisonende auch in Zählbares umgemünzt werden.

Umso wichtiger ist daher die Partie gegen den wiedererstarkten VfB Stuttgart. Die Truppe von Jürgen Kramny holte aus den vergangenen sechs Spielen starke 13 Punkte. Entsprechend respektvoll geht auch André Schubert an die Aufgabe heran. Seine Analyse: „Der VfB hat sehr schnelle Spieler – mit Werner, mit Kostic. Spieler, die wahnsinnig viele Sprints ziehen, zuletzt gegen Hannover über 270. Das wird ein sehr intensives Spiel.“

Ähnliche Spielweisen

Was Borussias Trainer auch meint: Der VfB spielt zwar nominell „nur“ mit einem echten Stürmer, es gehen aber immer wieder Spieler in die Spitze (Gentner, Rupp) und beteiligen sich am extrem frühen Gegenpressing. Eine ähnliche Spielweise wie die der Borussia – auch wenn Schubert Schwächen ausgemacht hat: „Das Pressing gelingt dem VfB nicht immer, sie kassieren auch mal das eine oder andere Gegentor. Diese Schwäche müssen wir ausnutzen.“

Andererseits muss die Fohlenelf aufpassen, dass der Gegner nicht die eigenen – vom FC Augsburg am Sonntag mal wieder gnadenlos offengelegten – Schwächen in der Rückwärtsbewegung ausnutzt. Dazu wird Schubert wohl wechseln: Lars Stindl wird nach Gelbsperre ins Sturmzentrum zurückkehren, Thorgan Hazard könnte auf dem rechten Flügel den defensiv schwächeren Traoré ersetzen (Schubert: „Defensiv kann er das sicher besser machen, da war er schon mal auf einem anderen Niveau. Da muss er dran arbeiten.“). Ansonsten wird der Trainer wohl eher nicht wechseln, auch um die sich nach der Winterpause noch in einer Findungsphase befindende Mannschaft nicht weiter zu verunsichern.

Zwei Personalien im Mittelpunkt

Das heißt auch: Havard Nordtveit wird wieder in der Innenverteidigung auflaufen! Am Montag lief das von Sportdirektor Max Eberl gestellte Ultimatum zur Vertragsverlängerung im Sommer aus. Der Norweger hadert, will die Entscheidung, die „für die Karriere und die Familie eine ganz wichtige ist“, gut überlegt treffen. André Schubert lobte Nordtveit vor dem Stuttgart-Spiel noch einmal in höchsten Tönen: „Er ist ein sehr zweikampfstarker und positiver Spieler. Ein Typ, der vorangeht, der seine Meinung auf dem Platz sagt.“ Aber eben auch ein Spieler, der sich aktuell nicht entscheiden kann. Ergebnis weiter offen.

Erfreulicher dagegen: Die mögliche Rückkehr von Patrick Herrmann auf den Rasen des Borussia-Parks. Saß der Angreifer gegen Köln noch 90 Minuten auf der Ersatzbank, feierte er in Augsburg sein Comeback nach Kreuzbandriss und vier Monaten Pause. Dabei sorgte die Einwechslung des Eigengewächses unter frenetischem Applaus der 3.500 mitgereisten Anhänger 22 Minuten vor Schluss für eine Menge Gänsehaut. Nun brennt der Offensivspieler auf die ersten Minuten vor heimischem Publikum: „Der Anfang ist jetzt gemacht. Mit zunehmender Spielpraxis kommt der Rest von alleine.“

Dieses Motto gilt hoffentlich auch für die übrigen Spieler. Das Spiel gegen den VfB Stuttgart könnte zum Fingerzeig werden. Gewinnt Borussia dieses Spiel, könnte sie nicht nur ein Ausrufezeichen setzen sondern auch langsam ein sicheres Polster auf die Konkurrenz aufbauen. Verliert die Fohlenelf aber, wird es tabellarisch in jedem Fall nach unten gehen. Und da die Bundesliga momentan bekanntlich ja so eng ist, würde das bedeuten: Rascher Absturz!

Foto zu diesem Beitrag: Screenshot Fohlen.tv

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