Offener Brief nach Hoffenheim

Hallo liebe Vertreter der TSG Hoffenheim,

wir schreiben euch als Fans von Borussia Mönchengladbach. Am Samstag werden wir mal wieder nach Sinsheim kommen. Wir werden dort wie gewohnt unseren Verein anfeuern – und nehmen dafür ziemlich viel in Kauf: Früh aufstehen, lange im Auto sitzen, spät heim kommen. Alles für unseren Verein.

Beim Blick auf die Eintrittskarten mussten wir allerdings schlucken: Stehplatz ermäßigt: 16 €, Stehplatz Vollzahler: 17 €, Sitzplatz: 35 bzw. 48 €.

Wenn wir das Ganze mal ganz plump und ein wenig polemisch darstellen, dann seid ihr so etwas wie die Vorband auf einem Konzert. Ein Act, der im Hintergrund spielt, während man sich beim Bier auf die Band einstimmt, die man wirklich sehen möchte. Im Gegensatz zu einer solchen Vorband habt ihr allerdings selten schöne Überraschungen parat. Und: Ihr könnt so gut spielen wie ihr wollt – wir werden nie auf die Idee kommen nur wegen euch zu einem Fußballspiel zu fahren.

Ihr lebt davon, dass es Vereine wie unsere Borussia, die „kleine“ Namenscousine aus Dortmund, Eintracht Frankfurt, den FC Schalke 04, den Hamburger SV und – wir sagen es ungern – auch den 1.FC Köln gibt. Denn nur diese Gegner füllen euer Stadion, weil sie aufgrund ihrer unglaublichen Tradition die Massen anziehen. Sorry, dass wir das so eindeutig sagen, aber: Ein neutraler Zuschauer käme wohl nicht auf die Idee sich an einem Samstagnachmittag ein Spiel von euch gegen Augsburg, Leverkusen oder Wolfsburg anzuschauen. Und auch eure wenigen „Sympathisanten“ waren sich offensichtlich nicht immer so sicher, ob sie denn nun wirklich ins Stadion fahren sollten. Oder wie war das im Februar 2012 vor 14.000 Zuschauern (Anm. d. Red.: 5000 Gästefans) im Pokal gegen die SpVgg Greuther Fürth?

Wie um alles in der Welt kommt ihr also drauf solche Preise auszurufen? Eine kleine Anmerkung vorweg: Natürlich ist uns klar, dass ihr nicht die einzigen seid, die solch unverschämten Preise aufrufen! Dass es aber auch anders geht, zeigt zum Beispiel der von uns wenig geschätzte 1. FC Köln: 10,50 Euro mussten wir hier zuletzt für eine ermäßigte Stehplatz-Karte zahlen. Für ein zugegebenermaßen deutlich attraktiveres Spiel! Warum schlachtet ihr uns Gästefans also derart aus?

Nun werden einige Vertreter vielleicht hämisch antworten: „Na weil sie es können! Ihr kauft die Tickets doch auch!“ Zugegebenermaßen nicht falsch. Wir werden morgen Nachmittag ja im Stadion stehen und die (zu) teuren Tickets bezahlt haben. Die Frage die wir uns allerdings stellen ist folgende: „Müsst ihr die Tickets tatsächlich so teuer verkaufen?“

Und damit kommen wir zum weniger polemischen Teil unseres Briefes:

Die DFL, der DFB und die Vereine faseln immer viel von sozialer Verantwortung und schmücken sich auch gerne mit plakativen Kampagnen. Ihnen bedeute die Fankultur so wahnsinnig viel. Die Fankultur hierzulande sei ein hohes Gut, das es zu schützen gelte. Ihr werdet da sicher immer wieder miteinstimmen, liebe Verantwortliche der TSG.

Wir sehen das im Grunde ganz genauso. Englische Fans bewundern die Bundesliga sicher nicht nur wegen des tollen Fußballs. Den gibt es auch in anderen Ländern. Was es aber in vielen anderen Ländern nicht mehr gibt sind volle Stadien, bunte Kurven und eine lebendige Fankultur in den und außerhalb der Stadien. Und ein wesentlicher Grund dafür – das wird insbesondere beim Blick nach England deutlich – ist eine verfehlte Preispolitik. Wenn die Bundesligastadien eine Begegnungsstätte für Menschen unabhängig ihrer Werte, ihrer Herkunft und ihres sozialen Status‘ bleiben sollen, dann muss eine soziale Preispolitik elementarer Bestandteil aller Fußballvereine bleiben!

Wir sind uns bewusst, dass wir von „englischen“ Preisen noch ein gutes Stück entfernt sind. Wir betrachten die Entwicklung dennoch mit Sorge. Wir kennen diese Mechanismen von Angebot und Nachfrage der Marktwirtschaft und appellieren daher an euch und alle anderen Vereine diese Mechanismen nicht über eure soziale Verantwortung zu stellen!

Wir können uns daran erinnern, wie ihr jüngst den FC St Pauli für dessen Vorstoß kritisiert habt, die TV-Gelder für Vereine zu streichen, die nicht im Rahmen der 50+1 Regel funktionieren. Wir erinnern uns vor allem an einen Begriff, den ihr euch gemeinsam mit euren Mitstreitern aus Wolfsburg, Leverkusen und Hannover zu Nutze gemacht habt: Solidargemeinschaft. Wir wissen natürlich, dass ihr euch dabei auf eine Solidargemeinschaft unter den Bundesligavereinen bezieht und dort Faninteressen – so werdet ihr argumentieren – nun mal nicht immer Priorität haben können. Allerdings weisen wir darauf hin, dass eine Solidargemeinschaft gesamtgesellschaftlich gelten sollte und ihr den Begriff als solchen mit Füßen tretet, indem ihr derartige Preise ausruft.

Wir sind uns sicher, dass ein Mann wie Dietmar Hopp, der seine soziale Ader gerne betont, diese Worte nicht unkommentiert stehen lassen wird. Und würden uns daher über eine Antwort freuen!

Wir sehen bzw. hören uns morgen in eurem Stadion! Wir sind gespannt auf euren einzigartigen Hexenkessel und neugierig wieviel aktive Fans vor dem Spiel „gemeinsam durch harte Zeiten“ gehen. Ok, das war wieder etwas polemisch. Es gab schon viele Slogans zu dem Thema. Uns gefiel besonders der im Rahmen des Spiels Arsenal London gegen Bayern München genutzte Spruch, der auch am Samstag und für alle Zeit gilt:

„48€ for a ticket. But without fans football is not worth a penny!“

Bitte denkt doch auch in Hoffenheim mal drüber nach!

So long. Grüße vom Niederrhein.

Foto zu diesem Beitrag: nordkurvenfotos.de

* Dieser offene Brief ging heute um 13.34 Uhr per Mail an die TSG Hoffenheim. Zur Dokumentation:

Foto_offener Brief

20 Gedanken zu „Offener Brief nach Hoffenheim

  • 27. November 2015 um 15:44
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    Leider gibt es in Gladbach auch Spiele (Bayern, Bvb, K…) mit “Topzuschlag”. Ich meine gegen Bayern hat letzte Saison die Karte auf Süd 48 anstatt 28 € gekostet. Das, finde ich, auch heftig ist.

    Antwort
  • 27. November 2015 um 15:45
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    Ok, auch wenn der Brief etwas überzogen scheint aber vom Kern her wohl wahr…
    Am meisten hat mich der Unterschied zwischen Stehplatz normal und Stehplatz ermäßigt überrascht: 1 lumpiger Euro…
    Das ist wohl einmalig (schlecht) in Fußball-Deutschland…

    Antwort
  • 27. November 2015 um 16:42
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    Im Ton peinlich, in der Sache völlig überzogen. Meines Wissens kostet ein Vollzahler-Stehplatz im Borussia-Park auch ca. 15 Euro, das macht dann 2 Euro Unterschied…

    Antwort
  • 27. November 2015 um 17:39
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    Also ich bin selber Fan von Borussia Mönchengladbach, aber mal ganz ehrlich, dieser Brief ist der letzte Blödsinn, vor allem in einem überzogenen Stil geschrieben, der schon fast mehr als arrogant daher kommt… Wo ist der Respekt gegenüber anderen Vereinen ob Köln, oder Dortmund und auch Hoffenheim? Vor allem werden hier einige Vereine denunziert und unsere Borussia dargestellt, als wären wir die Könige der Welt… Immer schön auf dem Teppich bleiben. Ich glaube wegen solchen Aussagen wie hier, gehören wir sicher nicht mit Dortmund und Schalke zu den besten Fans der Liga. Das ist teilweise wirklich erbärmlicher Schreibstil. Und nur mal so: Preise auf der Osttribüne übrigens für Tageskarten zwischen 33 und 44,50 Euro. Und das gegen Mannschaften wie Hoffenheim, Augsburg und Ingolstadt. Also gegen die gleichen Teams wie Hoffenheim es gegen uns verlangt. Zynismus und Sarkasmus schön und gut… Aber Fair bleiben dabei!

    Antwort
  • 27. November 2015 um 17:54
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    Polemik wurde hier mit Arroganz verwechselt!

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  • 27. November 2015 um 19:05
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    Zum Stil werde ich mich nicht äussern. Aber auch in der Sache liegt der Brief voll daneben.

    Nur weil die kleine Borussia sich – aus meiner Sicht zurecht – über Sitzplatzpreise von 55 Euro! beklagt hat, müssen wir jetzt kein allgemeines Hoffenheimbashing starten. Hoffenheim nimmt einen Topzuschlag (wir sind ja auch ein Topteam :-)). Das machen alle anderen Bundesligisten auch. Und die jetzt aufgerufenen Preise liegen absolut im heute üblichen Rahmen.

    Die Höhe der Kartenpreise kann man nun beklagen oder auch nicht. Aber es ist sicher kein Hoffenheim-Problem, das einen solchen Brief rechtfertigen würde.

    Und da mal wieder verstärkt auf die Stehplatzpreise abgezielt wird:

    Auf die 2,50€ mehr (im Vergleich zur TK Steh bei uns) kommt es doch bei den Auswärtskosten insgesamt wirklich nicht an. Das ist gerade mal ein Bier weniger unterwegs.

    Stattdessen sollten sich die stolzen Besitzer einer Stehplatzauswärtskarte mal ihrer Privilegien bewußt werden. Privilegiert weil Inhaber einer AWDK oder wegen der Möglichkeit Montags um 10 am Fanhaus zu sein.

    Die Stehplatzgästekurve ist schon lange kein Ort mehr, wo Borussen unabhängig ihrer Werte, ihrer Herkunft und ihres sozialen Status‘ ihre Mannschaft anfeuern können. Sie hat sich in den letzten Jahren leider immer mehr zu einer geschlossenen Gesellschaft entwickelt. Der normal arbeitende Berufstätige ist z.B. de facto ausgeschlossen.

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    • 30. November 2015 um 13:31
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      @ Klara Sprudel
      Nur zum letzten Satz: Ich arbeite in einem großen Krankenhaus und habe oft Bereitschaftsdienst. Trotzdem habe ich in den letzten Jahren kaum ein Auswärtsspiel von Borussia verpaßt incl. Europa. Der Unterschied zwischen mir als AWD Karten Inhaber und heutigen Bewerbern liegt darin das ich meine Karte zu einer Zeit beantragt habe, als es beim VfL nicht so gut lief. Ich bin stolz darauf dieses Privileg und fahre für Borussia bis ans Ende der Welt. Die Ansichten über unsere Gästekurve kann ich nicht teilen. Ich fühle mich dort sehr wohl. Herzliche Rautengrüße Uwe

      Antwort
  • 27. November 2015 um 21:28
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    “Der seine soziale Ader betont” – ganz egal wie sehr man ihn hasst, abzustreiten oder zu verharmlosen, dass er viel für die Menschen/Kinder/Jugendlichen, die Forschung und für viele andere Soziale Projekte macht, ist einfach nur lächerlich und realitätsfremd.
    Hauptsache gegen die TSG gewettert, erstmal an die eigene Nase fassen, wenn selbst die eigenen Leute den Brief für überzogen halten.

    Antwort
  • 27. November 2015 um 22:39
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    Da muss ich mich meinen Vorrednern anschliessen. Die Preise in Sinzheim finde ich im Vergleich zu anderen Stadien nicht exorbitant hoch. Vor allem zählen wir gerade aufgrund unserer Fankultur und dem momentanen Tabellenstand zu den Spitzenteams der Liga. Und da gibt es nun mal Topzuschläge. Hohe Nachfrage – kleines Stadion – hohe Preise. Das ist Marktwirtschaft und wem kann man es verdenken. A propos Topzuschag. Ich fahre nicht mehr in den Park gegen die Bayern. 20 Euro Topzuschlag ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Fans. Diese Preispolitik werde ich nicht mittragen. Hier eine kleine Auswahl an Preisen: Stuttgart 19,50, Bayern 15,00, Freiburg 12,50, Augsburg 16,00, *öln 16,00, alles Preise 2014 und 2015. Also wäre Ball flach halten die richtige Alternative gewesen.

    Antwort
  • 28. November 2015 um 2:39
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    Obwohl ich Gladbach Fan bin, muss ich feststellen dass ihr etwas über das Ziel hinaus schießt. Aus meiner Sicht muss man zwischen Herrn Hopp und dem Verein trennen. Herr Hopp hat sich sein für mich unglaublich großes Vermögen erarbeitet und nutzt es, um Gutes zu tun. Die Tatsache, dass er einen Fußballverein dort unten für eine gute Idee hält , teile ich nicht.
    Ich würde lieber Spiele gegen den MSV oder 1860 erleben. Ändern kann ich die Situation gerade nicht Irgendwann geht es den Geldgebern VW, Bayer oder SAP mal wirtschaftlich schlecht und schon verschwinden viele aus der Bundesliga. Oben bleibt nur Hoffenheim, da Herr Hopp viel Druck in Richtung Jugendarbeit macht. Er setzt schon die richtigen Prioritäten .

    Antwort
  • 28. November 2015 um 8:46
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    Hallo,

    zu dem was ihr da geschrieben habt, ist in den vorherigen Kommentaren schon alles gesagt. Das ist einfach nur arrogant.

    Eine Bitte hätte ich allerdings noch: schreibt so etwas nicht im Namen der Fans Borussias. Ich bin seit 45 Jahren Fan und Mitglied der Borussia und möchte mit solchen pseudosozialem, dekadentem Geschreibsel nicht in Verbindung gebracht werden.

    Vielen Dank

    Antwort
  • 28. November 2015 um 10:07
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    Mal ganz ehrlich,
    der Brief ist peinlich den unsere Kinder da an Herrn Ho€€ geschrieben haben.
    Fakt ist das die reiselustigen aus Deutschland nur zu Freundschaftsspielen ins Ausland reisen und auch hoffentlich am 34. Spieltag immernoch da stehen wo sie jetzt sind. Die Sympathisanten aus Sinsheim selber weinen wenn ein Traditionsklub wie der FCB zu hohe Ticketpreise ansetzt und fahren erst garnicht hin. Das nenn ich Support eines eisernen Oberligisten. Darf man da selber hingehen und solch stolze Preise für den Schuhkarton mit Grünanlage und ohne Seele verlangen?!
    Rutscht doch einfach wieder durch ins Verbandsgeschäft-
    FUSSBALL DEUTSCHLAND BRAUCHT EUCH NICHT

    Antwort
  • 28. November 2015 um 10:45
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    Es ist wohl schon alles gesagt worden…einfach nur peinlich! Selten so einen Stuss gelesen

    Antwort
  • 28. November 2015 um 13:05
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    Einfach nur peinlich , schlecht durchdacht und mit Sicherheit nicht im Sinne der meisten Gladbacher Fans. Sorry Hoffenheim , sorry Herr Hopp ! Hoffen wir das sie mehr Verstand besitzen wie die Verfasser dieses Briefes und einfach darüber Lächeln. Das ist nicht Borussia !

    Antwort
  • 28. November 2015 um 17:56
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    Wieder diese unsäglichen Hopp-Verunglimpfungs-Gesänge aus unserem Ultra-Block. Aus eurem Munde klingt “Fan-Kultur” wirklich absurd.

    Antwort
  • 28. November 2015 um 21:54
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    Ich habe auch nur 2-3 mal die Moeglichkeit zu einem Heimspiel nach MG zu fahren. Ich habe jetzt gerade die Karten für das Spiel gegen Leverkusen bekommen, gegen den Plastik-Klub Block 11a…. Und da kostet die Karte über 50 Euro!!!!! Mehr brauche ich dazu wohl nicht schreiben …..

    Antwort
  • 28. November 2015 um 22:51
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    Ginge es den Verfassern des Briefes tatsächlich um das Thema Eintrittspreise für Gästefans, wäre der Brief sicherlich besser an Bayer Leverkusen adressiert. Dort spielen wir bekanntlich in zwei Wochen bei Eintrittspreisen von bis zu 60 Euro.

    Die wahre Intention des Briefes ist dennoch erkennbar. Ein jeder mag von Hoffenheim denken was er will. Der Brief jedoch ist arrogant und peinlich!

    Das ist nicht Gladbach-Style. Voll daneben, Jungs!!

    Antwort
  • 30. November 2015 um 9:44
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    Moin,
    ich schließe mich meinen Vorrednern in vollem Umfang an!
    Auch ich bin seit über 40 Jahren Fan u.Mitglied DER Borussia
    u.möchte nicht mit solchen”Geschreibsel”in Verbindung gebracht
    werden! Das hättet ihr Euch schenken können…

    Antwort
  • Pingback: Ganz schön frech. - MitGedacht.

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