Unheimlich überragend!

Nach dem 2:1-Sieg gegen den FC Bayern München geht Borussia in die zehnte Woche als Spitzenreiter. Die Medien hyperventilieren und sehen in unserem Team einen Meisterschaftskandidaten. Grandios ist, wie Klub und Trainer damit umgehen! 

Wer das Wort „unheimlich“ im Duden nachschlägt, bekommt gleich zwei Bedeutungen serviert. Einerseits steht das Adjektiv für „ein unbestimmtes Gefühl der Angst, des Grauens hervorrufend“. Eine zweite Bedeutung dagegen lautet dagegen „sehr groß, sehr viel“ bzw. „in außerordentlichem Maße; überaus, sehr“. Es sind zwei Gefühlslagen, in die sich Gladbach-Fans dieser Tage vermutlich sehr gut hineinversetzen können: der aktuelle Höhenflug macht Angst, ist aber doch so schön und toll. Unheimlich überragend eben! 

Der 2:1-Sieg gegen den FC Bayern München hat die vergangenen Wochen gekrönt. Dass das Spiel unseres Teams alles andere als überzeugend war, ging in der allgemeinen Emotion des späten Siegtreffers etwas unter. Borussia zeigte in den Hälften zwei Gesichter: zunächst das vor den Bayern zu Kreuze kriechend, dann endlich das aktuell bekannte Gesicht einer Spitzenmannschaft. Mit Power, ohne Ehrfurcht und letztlich mit dem nötigen (Sieger-) Glück. 

Wohltuender Realismus á la Rose

Was Borussia da am Samstag geschafft hat, zeigt ein Blick in zahlreiche deutsche Medien. Fast überall findet die Fohlenelf dieser Tage statt. Süddeutsche, WELT, BamS, Sportreportage, Sky90, und und und… Der Kicker erklärte unseren Verein heute sogar zum Meisterschaftskandidaten und glaubt nicht mehr an die rose’sche „Momentaufnahme“. Wir finden das zwar total verfrüht, dagegen wehren kann sich am Niederrhein aber längst niemand mehr. 

Es ist eine Wohltat, wie klar und realistisch Sportdirektor Max Eberl und Trainer Marco Rose mit der Situation umgehen. Rose versucht sich gar nicht erst in Ausflüchten, sondern erklärt seit Wochen ziemlich offen, dass „Wir Fußballspiele gewinnen wollen. Und dann am Ende sehen, wozu es reicht!“ Auch der Trainer hat gegen Bayern zunächst alles andere als gut ausgesehen. Seine Rückkehr zur Mittelfeld-Raute musste er bereits nach 20 Minuten korrigieren. Auch die eine oder andere Personalentscheidung kann man im Rückblick nicht als absoluten Volltreffer ansehen. Und das, obwohl Rose alle Entscheidungen im Nachhinein plausibel erklären konnte.

Marco Rose und sein Trainerteam vor der Nordkurve Mönchengladbach (Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images)
SENSEbaini macht’s

Es scheint in diesem Jahr (endlich) eine Stärke dieser Mannschaft zu sein, wie sie überraschende Personalrotationen und auch taktische Korrekturen im Spiel hinnimmt und umsetzt. Zwar brauchte es gegen Bayern als endgültigen Wachmacher das längst überfällige 1:0 durch Ivan Perisic. Wie sich Borussia aber dann ins Spiel zurückkämpfte, war einfach grandios. Dass in Ramy Bensebaini (oder wie wir ihn wegen seines temperamentvollen Auftretens nennen: Sensebaini) ein Neuzugang beide Tore erzielte, passt da irgendwie ins Bild und bestätigt unsere These der vergangenen Wochen. Diese Mannschaft steht für Willen, Glaube und Power. 

Werte, die offensichtlich nicht nur uns stets ein gutes Gefühl geben! Wir hatten am Samstag den Eindruck, dass auch andere Borussia-Fans trotz der ernüchternden ersten Halbzeit stets an die Mannschaft glaubten. Und so kämpfte unser Team die Bayern gemeinsam mit dem wieder einmal stimmungsvollen Borussia-Park nieder. Noch so ein Zeichen – wie schon gegen AS Rom – dass dieser Klub zusammensteht. Und keine Meisterträume oder Medienschlagzeilen aktuell dazwischenfunken können. Dass sich das Trainerteam um Marco Rose dieses Mal sogar unmittelbar vor der Kurve blicken ließ, bestätigt diesen Eindruck.

Eine Mammut-Aufgabe bis Weihnachten

Gut ist: Bei aller Hyperventilation der Öffentlichkeit zeigte Borussia bislang noch keine Leistung, die das Team abheben lassen könnte. Es wird dennoch eine Mammut-Aufgabe für Marco Rose, die Spieler am Boden zu halten und die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken: die Weiterentwicklung seiner Fußball-Idee, die für Borussia idealerweise nicht nur im 4-3-3 stattfinden sollte! Heißt übersetzt: Auch Roses Rauten-System sollte besser klappen als gegen die Bayern. Der Trainer scheint aber einen klaren Plan zu haben, wie ihm das gelingen könnte – und der Spielplan lässt dem Team ohnehin kaum Zeit für vorweihnachtliche Meisterträume!

Denn schon am Donnerstag und Sonntag geht es weiter. Mit dem Europa-League-Heimspiel gegen Basaksehir und dem Bundesliga-Auswärtsspiel in Wolfsburg warten zwei ziemlich wichtige Aufgaben auf unsere Truppe. Die Devise wird klar sein: Auch hier will die Rose-Elf wieder „Fußballspiele gewinnen“. Sollte das gelingen, wird Borussias Höhenflug immer unheimlicher – und zwar in eingangs geschilderten Extremen: Ein bisschen Angst macht uns die aktuelle Lage schon. Wenn wir aber ganz ehrlich sind ist es einfach nur schön. Und kann zu was Großem führen – auch wenn das noch in weiter Ferne ist!

Foto zu diesem Beitrag: Uwe Kraft / AFP / Getty Images

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